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Geschichte des Mediengestalters

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Der Mediengestalter – Ein einfaches Berufsbild?

Die meisten sehen im Mediengestalter den kreativen Arbeiter der Drucksachen aufbaut, Websites gestaltet oder Bilder bearbeiten kann und das Alles möglichst schnell fertig bekommen muss. Deswegen heißt es ja auch Mediengestalter Digital und Print. Der digitale Gestalter kümmert sich um das Internet und der Print-Gestalter um die Drucksachen. Eindeutiger geht’s gar nicht!

Oder ist es nicht doch ganz anders? Wie Umfangreich der Beruf geworden ist, wie viele Programme und Techniken der Gestalter beherrschen muss, sodass er nicht einmal mehr klar eingeordnet werden kann, wissen die meisten nicht. Die klassische Kategorisierung in Druck und Web wie sie z.B. in der Berufsschule gemacht wird, reicht heutzutage einfach nicht mehr aus, um die große Bandbreite an möglichen Tätigkeiten oder Spezialisierungen unter einen Hut zu bekommen.

In einer Agentur bzw. einem Unternehmen ist ein guter Gestalter multimedial einsetzbar und beherrscht den Umgang mit Druck, Web, 3D, Video, Animation und Ton. Sprichwörtlich möchte man ihn am Liebsten als „Eierlegende Wollmilchsau“ einstellen.

Historisch gesehen begann alles sehr übersichtlich mit dem Beruf des Schriftsetzers. Er war in der Industrie für Papierverarbeitung beschäftigt und erlernte dort verschiedenste Drucktechniken. Die typischste aller Aufgaben war die Umsetzung eines handgeschriebenen Manuskripts in eine Druckform, mit der eine Massenfertigung möglich war. Zu diesem Zweck wurde der gewünschte Text mit einzelnen Buchstaben gesetzt. Für dieses Setzen verwendete man verschiedene Techniken und Maschinen. Die älteste Technik ist das Setzen des Textes per Hand mit Bleibuchstaben die nebeneinander gesetzt wurden. Diese geht bis ins 15. Jahrhundert auf den Erfinder des Buchdrucks J. Gutenberg zurück. Auch hier lag der Schwerpunkt bereits in einer sinnvollen und ansehnlichen Gestaltung von Schrift, also der Typografie.

Mit der Industrialisierung 1886 löste der Maschinensatz den Handsatz ab. Die umständliche Handarbeit wurde durch das Setzen per Tastatur ausgetauscht. Eine Maschine reihte die getasteten Buchstaben aneinander. Abschließend konnte der gesetzte Text mit der gleichen Maschine als Druckform in Blei gegossen werden. Bis in die späten 60er galt der Maschinensatz als die gängigste Form für das Gestalten von Schriftdokumenten. 1970 wurden erste Großrechnersysteme aufgebaut, die in der Lage waren Texteingaben über eine Tastatur zu erfassen, grafisch darzustellen und als Lochstreifen-Codierungen auszugeben. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete der Schriftsetzer mit einem „Bildschirm“ und ohne Bleibuchstaben. Die Lochstreifen die der Rechner ausgab, dienten der eigentlichen Weiterverarbeitung zur Herstellung von Druckformen. Sogenannte Belichtungscomputer lasen die Codierungen und generierten daraus Text-Inhalte, aus denen anschließend die Druckvorlage entstand.

Die zunehmende Entwicklung von Computertechnik führte Anfang der 90er dazu, dass die Arbeit von Großrechnern durch das „Desktop-Publishing“ ersetzt wurde. Die Text-, Bild-, und Dokumentgestaltung erfolgte von dort an ausschließlich am PC mit einer entsprechenden Software. Handschriftliche oder maschinelle Manuskripte wurden zur Seltenheit. Texte und Bilder lieferte der Auftraggeber in einem digitalen Format, sodass sich der „Schriftsetzer“ ausschließlich um das Layout des Printproduktes, die Bildbearbeitung und die Vorbereitung zur Erstellung der Druckform kümmern musste. Hier wurde die Berufsbezeichnung des Schriftsetzers nicht mehr der Zeit gerecht. Spätestens als Ende der 90er die Gestaltung von Internet-Seiten mittels Programmiersprachen und die Umsetzung von 3D-Visualiserungen sowie Animationen das Berufsbild ergänzten wurde eine neue Bezeichnung notwendig. Man zog sämtliche Tätigkeiten in der medialen Werbung unter den Dachbegriff „Mediengestalter“ zusammen und unterteilte diesen nochmals in „Bild und Ton“ sowie „Digital und Print“. Die Kategorie „Bild und Ton“ lehrt hauptsächlich im Bereich der Radio- und Fernsehtechnik und „Digital und Print“ eigentlich im Bereich der Druckvorstufe und Entwicklung des Internets. Zudem wurde der Begriff „Digital und Print“ nochmals gesplittet um zu definieren ob der Angestellte auf den Kundenumgang, die Organisation von Daten oder eben die Gestaltung spezialisiert ist. Soweit die Unterteilung durch Lehrpläne...

In der heutigen Praxis sieht es jedoch deutlich anders aus. Die Vielfalt und Tiefe an Tätigkeiten wird durch die Ausbildung nach Plan einfach nicht mehr gedeckt und muss aus eigenem Ehrgeiz erlernt werden (außer man will sich auf die klassischen Tätigkeiten beschränken). Neben Print und Web werden vor allem Bereiche wie „Video-Post-Production“ also das ausschließliche Kümmern um die Belegung von vorhandenem Filmmaterial mit Spezialeffekten usw., oder die Arbeit mit 3D- sowie Animations-Software (das sogenannte Motion-Design) zunehmend wichtiger und interessanter.

Unternehmen im Bereich der Werbung sind heutzutage auf mehreren Plattformen unterwegs, um mit einer vielschichtigen Kundschaft zusammenarbeiten zu können. So kann eine Werbeagentur z.B. sowohl ein Fotostudio als auch eine Firma für Web-Entwicklung sein. Um hier flexibel zu bleiben, ist es für den Mediengestalter wichtig, zumindest grundlegendes Wissen aus jedem Bereich zu haben und sich Up-To-Date zu halten. Insbesondere für Freiberufler, die für mehrere Firmen arbeiten ist dies notwendig.

Sagt Ihnen jemand er sei Mediengestalter, fragen Sie am Besten nach was genau er macht. Er wird garantiert etwas Anderes tun als der Mediengestalter, den Sie möglicherweise schon kennen.
Veröffentlicht am 6. Februar 2014 von serviceconnect in design & kommunikation